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Schild von Fayum

Fundbeschreibung nach:
Römische Schilde, Ansgar Nabbefeld,
Verlag Marie Leidorf GmbH, 2008 ISBN 978-3-89646-138-4
FO: Gebäude in Nekropole, Qasr el Harit, Fayum, Ägypten
keinerlei Angaben bzgl. Fundumstände (Papyrus-Sucher um 1900 A.D.)
VO (nicht verifizierbar): Nationalmuseum ägyptischer Altertümer, Kairo, InvNr: 33397
Datierung: 2. Jhdt B.C.

Material:
gesamter Schild aus Birkenholz; stark gelackt bzw. konserviert
Schild:
Länge: 128 cm, Breite: 63,5 cm
Schildbuckel:
Höhe: 35,5 cm, Breite: 11,5 cm, Wandstärke: 0,6 cm
Schildfessel:
Höhe: 2,9 cm, Stärke: 3 mm, Griff verdickt mit Holzleiste auf 1,8 cm

Beschreibung des Fundstückes:
Die leicht geschwungenen Seitenkanten gehen in kräftig abgerundete Endteile über, die Form ist demnach längsoval. Der Schild ist stark gewölbt. Der Schildbuckel ist eingesenkt, wodurch ein zu starkes Vorspringen vermieden wird.
Der Schild ist vollständig in dreilagiger Sperrholztechnik zusammengeleimt. Den Kern bilden neun bis zehn Längsbretter, die eine Breite von durchschnittlich 6 - 10 cm besitzen. Dazu querverlaufend je eine Aussen- und Innenlage von vierzig schmalen Brettchen, deren Breite zwischen 2,5 bis 5 cm schwankt.
Die Querbrettchen an den gerundeten Schildenden sind besonders breit gewählt, wohl um ein Aussplittern zu verhindern.

Am Rand gemessen erreicht der Schild bei einer Dicke der einzelnen Lagen von ca. 2 – 3 mm nicht einmal die Gesamtstärke von 1 cm, während beim Mittelstück bei zunehmender Brettchenstärke der Längsbretter eine größere Dicke vorhanden sein dürfte.

Der Schildbuckel (Umbo) und die über ihn hinauslaufende Längsverstrebung (Spina) sind aus drei Teilen gearbeitet. Der Umbo selbst besteht aus einem ursprünglich massiven Holzstück, das sorgfältig zurechtgeschnitzt und in der Mitte ausgehöhlt worden wurde. Das über den Umbo laufende Stück der Spina ist als plastische Leiste aus dem Umbo herausgearbeitet.
Die übrige Spina ist nur noch auf einer Seite erhalten. Sie besteht aus einem 45,5 cm langen, hochkant gestellten, an der Basis 0,8 - 1 cm breiten Brettchen, das vom Umbo gegen das Schildende zu allmählich abflacht. Auf der anderen Schildseite ist ein entsprechendes Stück zu ergänzen.
Die Verbindung des Buckels mit den gesondert gearbeiteten Teilen der Spinae erfolgte durch Auskerbung der Umbo-Enden und Zuspitzung der Spinae-Enden. Danach wurden diese fugenartig ineinandergeschoben.
Umbo und Spinae wurden auf dem Schild mit Nägeln befestigt: Der Umbo selbst mit 4 starken Eisennägeln. Je zwei wurden von innen durch die Sperrholzschichten in die massiven Spitzen des Umbo geschlagen.
Die beiden Spinae mit jeweils 4 Holznägeln, die im Abstand von 12 - 15 cm von aussen durch die Verstrebung in den Schild getrieben wurden. Hierbei ist die vorhandene Spina an verschiedenen Stellen etwas ausgesplittert.
Durch diese wechselseitige Vernagelung wurde die größtmögliche Festigkeit erreicht.

Auf der Rückseite liegt quer über den Buckel die hölzerne Schildfessel, die aus einem 3 mm starken und 3,5 cm hohen Brettchen besteht, das, sich der Wölbung des Schildes anpassend, die gesamte Breite desselben einnimmt.
Die Handhabe selbst ist mit 2,9 cm schmäler gearbeitet und mit einem dahinter aufgeleimten Brettchen auf 1,8 cm verdickt.
Die Fessel ist mittels einer nicht näher bestimmbaren Zahl von innen nach aussen durchgetriebenen Eisennägeln auf dem Schild befestigt.

Der Schild ist auf beiden Seiten mit einer dünnen Schicht Schaff-Filz verkleidet. Diese hat sich größtenteils erhalten.
Zunächst wurde die Aussenseite bis zu den Rändern, danach die Innenseite bezogen, die innere Filzschicht wurde 5 - 6 cm über die Kante über die Aussenseite umgeschlagen. Diese beiden Schichten wurden durch zahlreiche, augenscheinlich wahllos angeordnete Holzstifte fixiert - „vernietet“.
Der nach aussen umgeschlagene Saum wurde am Schildrand und an der Saumkante durch den Korpus genäht. Es wurden Löcher im Abstand von ca. 2 cm vorgebohrt, durch diese der doppelt gedrehte Zwirnsfaden gezogen.
Die Naht selbst wurde durch ein umgefaltetes Filzband geschützt: der halbe Unterteil wurde auf den Schild aufgeleimt und mitgenäht, die Oberhälfte danach auf die Naht niedergeleimt.

Auf der Innenseite des Schildes befindet sich ein System 9? eiserner Ringschlaufen, die zur Fixierung durch den Korpus hindurchgetrieben und aussen flachgeschlagen wurden.
Die Zusammengehörigkeit dieser Ringe untereinander ist unseres Erachtens gruppenweise zu betrachten: Schildaufhängung (Lagerung), Schildtrage (Marsch), bzw. Ergänzung zur Handhabe (Griff)

Unterschiede des Nachbaues zum Original:
Unsere Schilde sind nicht aus einzelnen Brettchen sondern aus einer zwei- und einer dreilagigen Sperrholzplatte gefertigt.
Diese werden in gebogenen Zustand über einer Form aufeinandergeleimt und dadurch "selbsthaltend"

Bei unseren Schilden wird zwischen Holz und Filz als zusätzliche Schicht innen und aussen je eine Lage Leinen aufgeklebt.

Die Fixierung der Schildbeschichtung durch Holzstifte (während der Trocknungszeit des antiken Klebmittels?) ist durch den von uns verwendeten, schneller wirkenden Kleber hinfällig.

Nachdem mehrere Holzleisten für den Griff beim Biegen bzw. Montieren zerbrachen wird die Schildfessel aus einem Metallstreifen gefertigt. (Anmerkung: Eiserne Schildfesseln sind für die römische Antike durch Funde belegt.)

wird fortgesetzt

1200318232.jpg Fayum Ringösen Position Fayum Scutum Klammern markiert
Original Position Ringösen Klammern markiert
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Fayum Bau (7) Fayum Bau (18) Fayum Bau (11)
eiserne Handhabe Testudo: alte & neue "zweite Hand"
Fayum Bau (16) PuteoliSeite2 Fayum Bau (15)
aufhängen zum Einlagern oder die berühmt-berüchtigte Trageweise "am Finger"
2009 Dürrnberg Kurt (16) 2009 Dürrnberg Kurt (18) 2009 Dürrnberg Kurt (22)
"ohne Hände" ohne Schildtragriemen

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